Unglaublich, was entstehen kann, wenn sechs politisch engagierte Mütter zusammenkommen
und parteiübergreifend an einem Strang ziehen!
Am Sonntag, 16.11., fand im Jubüz auf der Karthause eine Lesung mit anschließender
Podiumsdiskussion zum Thema „Mütter in die Politik“ mit Autorin Sarah Zöllner statt – organisiert
vom Kreisverband der Grünen Koblenz.
Sarah Zöllner las aus ihren Büchern „Müttern in die Politik!“ (2025, Helmer-Verlag) und
„Mütter.Macht.Politik. – Ein Aufruf!“ (2023, Magas-Verlag) und erläuterte anhand von
Praxisbeispielen und Studien, warum Mütter unbedingt in politischen Gremien vertreten sein
müssen. Etwa in der Stadtplanung: Wer morgens Kinder in die Kita bringt und nach der Arbeit
noch einkauft, hat ganz andere Wege als jemand, der nur zur Arbeit fährt. Werden solche
Perspektiven nicht berücksichtigt, entstehen Verkehrswege, die an der Realität
vorbeigehen.
Mit dabei waren Christin Sauer von den Grünen aus Mainz, Stadtratsmitglied und Ortsvorsteherin
für Hartenberg-Münchfeld, Daniela Nowak, stv. Fraktionsvorsitzende der CDU Koblenz, Hanna
Jones, ehemalige Geschäftsführerin der SPD-Regionalgeschäftsstelle und Gründerin von JOBS
FOR MOMS, Julia Kübler, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FREIEN WÄHLER Koblenz,
Katja Bühring, Volt Koblenz und Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, sowie Ann-Kathrin
Brings von den Linken, Direktkandidatin für den Rhein-Lahn-Kreis. Moderiert wurde die
Veranstaltung von Anne Buckler, Mitglied der Grünen Koblenz und Coachin für Female
Empowerment.
Besonders war diesmal der Rahmen: Kinder waren ausdrücklich erwünscht, spielten in der
eingerichteten Spielecke und liefen auch mal zum Podium. Genau darum ging es – Bedingungen
zu schaffen, die Müttern (und allen Interessierten) die Teilnahme ermöglichen. Dass Vertreterinnen
aller demokratischen Parteien auf dem Podium saßen, zeigte: Dieses Thema betrifft uns alle.
Die Perspektive von Müttern ist für politische Entscheidungen essenziell und ein Gewinn für die
gesamte Gesellschaft. „Politische Teilhabe von Frauen ist kein Nice-to-Have! Eine Politik für alle
gibt’s nur mit gleichberechtigter Repräsentanz“, betonte Christin Sauer.
Doch der Weg in die Politik ist für Mütter oft steinig – das wurde in der Podiumsdiskussion
deutlich. Alle berichteten von Hürden: von Vorwürfen wegen des Stillens während einer Sitzung
über sexistische Erfahrungen bis hin zu Fragen wie: „Wie wollen Sie das denn schaffen mit zwei
kleinen Kindern?“ – eine Frage, die, wie Hanna Jones anmerkte, ihrem Mann noch nie gestellt
wurde.
Trotzdem waren sich die Podiumsteilnehmerinnen einig: Wir schaffen das!
„Mir war klar, dass ich das mit Kind schaffen muss“, sagte Christin Sauer. Als ehrenamtliche
Ortsvorsteherin bekam sie während der Elternzeit keine Bezüge – also arbeitete sie direkt nach
der Geburt weiter. „Ich will beweisen, dass ich das mit drei Kindern trotzdem schaffe“, sagte Julia
Kübler von den FREIEN WÄHLERN – zwei ihrer Kinder waren direkt dabei.
Daniela Nowak von der CDU berichtete: „Ich bin zwar schon lange politisch aktiv, ein aktives
Mandat im Stadtrat konnte ich mir allerdings erst vorstellen, als meine Tochter 14 war. Ohne mein
Netzwerk würde ich das als alleinerziehende Mutter nicht schaffen.“
Auch Katja Bühring von Volt bestätigte: „Mit kleinen Kindern sind die Voraussetzungen, sich
politisch zu engagieren, nochmal deutlich verschärft. Für mich entstand durch die aktuellen
Entwicklungen der Handlungsdruck, mich politisch aktiv einzubringen. Ich möchte meinen
Kindern später ins Gesicht schauen können, wenn sie mich fragen: Wo warst du, als der
Rechtsruck kam?’“ Ann-Kathrin Brings von den Linken fand über die Geburt ihrer Tochter zur
Politik: „Da wurde mir bewusst, wie schlecht das Gesundheitssystem gerade für Mütter und
Schwangere funktioniert. Deshalb setze ich mich für bessere Rahmenbedingungen ein.“
Ziel der Veranstaltung war es auch, anderen politisch interessierten Müttern Mut zu machen – und
Ideen zu sammeln, wie Politik familienfreundlicher gestaltet werden kann. Hierzu lieferte Sarah
Zöllners Buch „Mütter in die Politik!“ konkrete Vorschläge:
- klares Zeitmanagement und feste Sitzungszeiten
- hybride Sitzungen, damit auch Eltern von zuhause teilnehmen können
- begrenzte Redezeiten (in Mainz bereits umgesetzt)
- Möglichkeit, Kinder mitzubringen oder eine Kinderbetreuung anzubieten
Zum Schluss entstand auf dem Podium noch eine ganz neue Idee: ein parteiübergreifender
Frauenstammtisch, um gemeinsam weiter an verbesserten Rahmenbedingungen für Frauen und
Mütter in der Politik zu arbeiten.
Insgesamt eine, wie auch die Zuhörerinnen und Zuhörer der Veranstaltung betonten, inspirierende
und konkret hilfreiche Veranstaltung mit viel praktischem Input. Das Motto „Mütter in die Politik!“
wurde an diesem Tag greifbar – und es wurde deutlich, was nötig ist, um tatsächlich mehr
Menschen mit Careverantwortung politische Beteiligung zu ermöglichen.